Seit Jahrhunderten vertrauen Menschen auf das Baumaterial Ziegel. Bereits 6.000 v. Chr. in der Jungsteinzeit entdeckten Menschen die Vorteile des Ziegelsteins. Und auch heute werden laut Angaben des Statistischen Bundesamtes fast ein Drittel aller neuen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Deutschland mit Ziegel gebaut. Doch bevor es an den Hausbau geht, muss das Baumaterial erst einmal hergestellt werden. Wir haben einen Blick auf die Ziegelherstellung geworfen und verraten, wo die wesentlichen Unterschiede liegen.
Inhaltsverzeichnis
Ziegelstein – ein traditionelles Baumaterial
Wenn es um Ziegel geht, fallen schnell auch Begriffe wie Backstein oder Klinker. Doch ist das wirklich dasselbe? Eine große Gemeinsamkeit haben die Baustoffe zwar: Sie werden alle aus Lehm und unterschiedlichen Zusatzstoffen hergestellt. Doch trotzdem ist Ziegel nicht gleich Ziegel! Der Unterschied liegt vor allem im Brennverfahren. In Europa werden die handwerklich oder industriell produzierten Baumaterialien aufgeteilt in:
- Ziegel (Backstein): wird bei etwa 800 bis 1.000 Grad hergestellt
- Klinker (Hartbrandziegel): entsteht bei wärmeren Temperaturen von 1.300 Grad
- Betonsteine: härten bei Normaltemperaturen aus
- Kalksandsteine: werden bei etwa 200 Grad produziert
Übrigens: Betonsteine und Kalksandsteine haben bis auf die Form und Festigkeit mit Ziegeln nicht viel gemeinsam. Sie werden seltener für den Hausbau verwendet.
Die Ziegelherstellung im Detail: Schritt für Schritt erklärt
Auch die Zusammensetzung des Baumaterials, hängt davon ab welches Ziegelprodukt man erzeugen will. Für Dachziegel sind beispielsweise andere Eigenschaften notwendig, als für Mauerziegel. Außerdem eignet sich auch nicht jede Mischung zum Brennen. Zudem kann sich das Herstellungsverfahren von Produktion zu Produktion unterscheiden. Wir haben die wichtigsten Schritte in der Ziegelherstellung zusammengefasst:
1. Die richtige Zusammensetzung
Die Zusammensetzung kommt also immer auf das benötigte Ziegelprodukt an. Grundsätzlich bestehen Ziegel aber hauptsächlich aus Lehm und Ton. Diesen beiden Rohstoffen werden dann Zusatzstoffe wie beispielsweise Sand, Ziegelmehl oder Asche zugegeben. Mit der Zusammensetzung kann man außerdem grundlegend die Farbe des Ziegels bestimmen. Ob das Endprodukt dann rot, braun, gelb oder sogar schwarz sein soll, hängt vom jeweiligen Eisen- und Kalkgehalt ab. Bei Ziegelsteinen, die später das Mauerwerk bilden und die sowieso verputzt werden sollen, spielt die Farbe eine untergeordnete Rolle. Hier kommt es vielmehr auf gute Schallschutz- und Wärmedämmeigenschaften an. Aus diesem Grund werden hier Zusatzstoffe wie Sägespäne oder Zellulosefasern zugemischt. Warum? Das zeigt sich im späteren Brennverfahren
2. Die Rohstoffaufbereitung
Ist die Zusammensetzung des Endprodukts klar und die Rohstoffgewinnung vollendet, geht es über zur Rohstoffaufbereitung. Denn bevor es an die Produktion geht, müssen Rohstoffe wie Ton zunächst zerkleinert werden. In der industriellen Produktion übernehmen das in der Regel tonnenschwere Stahlwalzen. Meist wird das zerkleinerte Material, dann nochmals zermahlen, bis es die perfekte Größe für die Ziegelherstellung hat. Je nach Ziegelprodukt werden dann die unterschiedlichen Materialien durchmischt.
3. Die Ziegelproduktion
Nach der Rohstoffaufbereitung folgt in der Ziegelherstellung dann die Produktion. Das bedeutet der entstandene Ziegelstrang wird zunächst in die passenden Ziegelgrößen zugeschnitten. Außerdem müssen die Ziegelformlinge zunächst trocknen, bevor es in den Brenner geht.
4. Das Brennverfahren
Nach dem Trocknungsprozess werden die Ziegel dann zum Brenner transportiert. Das Brennen in der Ziegelherstellung verleiht dem Baumaterial schließlich seine Beständigkeit. Üblicherweise werden Ziegel bei Temperaturen von 800 bis 1.000 Grad Celcius gebrannt. Dabei beginnt die Oberfläche nach und nach zu schmelzen, was den Ziegelstein fest und Frostbeständig macht. Bei Mauerziegeln ist das Zugeben von Sägespänen und Zellulosefasern wichtig, da diese beim Brennvorgang vollständig verbrennen und so Poren im Ziegel zurücklassen. Die Luft in den Poren ist wiederum ein perfekter Dämmstoff. Hier spricht man auch häufig von den sogenannten Proton-Ziegeln. Auch sogenannte Lochziegel besitzen eine ähnliche Eigenschaft. Die Löcher machen den Ziegel nicht nur leichter, sondern sorgen darüber hinaus für eine verbesserte Wärmedämmung.
Jetzt besitzen die Ziegel ihre bauphysikalischen Eigenschaften, die sie für den Hausbau so unschlagbar machen. Welche genau das sind, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „6 gute Gründe für ein Ziegelhaus“.