Wärmebrücken sind ein großes Ärgernis für jeden Bauherren, denn sie sind Stellen an Bauteilen, die aufgrund ihrer Konstruktion, ihres Materials oder ihrer Geometrie Kälte ins Gebäude schleusen und Wärme entweichen lassen. Damit erhöhen sie den Energieverbrauch des Hauses. Zudem wirken sie sich negativ auf die Wohnqualität aus und gefährden im schlimmsten Fall sogar die Bausubstanz. Um die Entstehung von Wärmebrücken zu vermeiden, ist eine exakte Planung gefragt sowie die qualitativ hochwertige und gewissenhafte Arbeit auf der Baustelle. Aber keine Sorge: Sollten sich Wärmebrücken erst später in Ihrem Eigenheim bemerkbar machen, können sie nachträglich beseitigt werden. Wie man sie erkennt und welche Maßnahmen es gegen Wärmebrücken gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Wärmebrücken?
- Welche Arten von Wärmebrücken gibt es?
- Die Auswirkungen von Wärmebrücken auf Gesundheit und Heizkosten
- Wärmebrücken erkennen: So stellen Sie problematische Bereiche fest
- Wo treten Wärmebrücken auf?
- Wärmebrücken mit dem BlowerDoor-Test aufdecken
- Maßnahmen gegen Wärmebrücken
- Zum Weiterlesen
Was sind Wärmebrücken?
Man spricht dann von einer Wärmebrücke, wenn an einer Stelle des Hauses unverhältnismäßig viel Wärme nach außen transportiert wird. Umgangssprachlich ist daher auch von einer Kältebrücke die Rede, da besagter Bereich sich kälter anfühlt als andere. Wärmebrücken sollte schon bei der Hausplanung vorgebeugt werden, indem Risikostellen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden. Treten Probleme in Form einer solchen Wärmeableitung zu einem späteren Zeitpunkt auf, müssen sie mithilfe einer Sanierung beseitigt werden.
Welche Arten von Wärmebrücken gibt es?
Um Wärmebrücken zu vermeiden, sollte man ihre Ursachen kennen bzw. wissen, wo tendenzielle Risikobereiche innerhalb des Gebäudes liegen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Arten von Wärmebrücken:
1. Materialbedingte Wärmebrücken
Sogenannte materialbedingte Wärmebrücken entstehen, wenn Bauteile, die aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sind und über stark unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit verfügen, aneinander angrenzen. Ein Beispiel dafür wären Stahlträger, die in eine Betonwand eingelassen sind. Hier treffen die Baustoffe Stahl und Beton aufeinander. Die Wärmeleitfähigkeit von Beton liegt zwischen 1,35 und 2,1 W/(mk) während die von Stahl zwischen 42 und 58 W/(mk) zu verorten ist – und damit etwa fünfzigmal so viel Wärme leitet. Auf diese Weise können in ein und derselben Wand wärmere sowie kühlere Bereiche entstehen.
2. Geometrisch bedingte Wärmebrücken
Geometrische Wärmebrücken betreffen Stellen eines Gebäudes, die aufgrund ihrer Lage kälter sind als andere. Das bezieht sich insbesondere auf die Ecken von Räumen. Bei diesen gestaltet sich die Außenoberfläche größer als die Innenfläche, weshalb mehr Wärme nach außen abgegeben wird. Der innere Bereich der Ecke wird somit kälter als die umliegenden Wände.
3. Konstruktive Wärmebrücken
Manchmal sind Wärmebrücken aus planerischer oder baulicher Sicht nicht zu vermeiden. Das nennt man dann eine konstruktive oder konstruktionsbedingte Wärmebrücke. Diese findet man typischerweise bei Bauteilen oder Bauteilanschlüsse, welche aus der Wand ragen. Beispiele dafür sind Balkonauskragungen und Heizkörpernischen, aber auch Rollladenkästen, Fensterstürze oder Installationsschlitze.
Die Auswirkungen von Wärmebrücken auf Gesundheit und Heizkosten
Wärmebrücken können drastische Folgen haben – sowohl für den Zustand des Gebäudes als auch für die Gesundheit der Bewohner. Weil Wärme durch sie vermehrt entweicht, kühlen die betroffenen Räume schneller aus. Der Heizung werden infolgedessen Höchstleistungen abverlangt und die Heizkosten gestalten sich deutlich höher als nötig.
Es heißt nicht umsonst, Wände, Decken und Böden sollten möglichst warmgehalten werden. Denn je niedriger die Temperatur dieser Bauteile, desto höher gestaltet sich die Luftfeuchtigkeit im Raum. Wärmebrücken gilt es insbesondere deshalb zu vermeiden, da sie die Bildung von Tauwasser an den betroffenen Stellen begünstigen. Dieses setzt sich ab und lässt im Laufe der Zeit Stockflecken und Schimmelpilze entstehen, die sich auf Dauer negativ auf die Gesundheit auswirken. Menschen mit Allergien bemerken eine allgemeine Verschlechterung ihres Wohlbefindens und das meist sogar recht schnell.
Wärmebrücken erkennen: So stellen Sie problematische Bereiche fest
Um eine Wärmebrücke zu identifizieren, sollte man eine Thermografie-Aufnahme bei einem Fachmann beauftragen. Dieser nimmt bei möglichst kalter Witterung mithilfe einer Wärmebildkamera ein Bild des Hauses auf. Auf diesem sind die unterschiedlich warmen Bereiche eines Hauses farbig dargestellt, so dass sich Temperaturunterschiede gut erkennen lassen. Bereiche, in denen das Wärmebild sehr dunkel ist, also zum Beispiel dunkelblau, sind kalt und demnach sehr gut isoliert. An diesen Stellen gelangt keine oder sehr wenig Wärme von innen nach außen. Wichtig sind die hellen Bereiche, die in der Farbskala von Gelb bis Rot reichen. Hier identifiziert die Wärmebildkamera Stellen am Haus, die Wärme nach außen abgeben, was man auch als Wärmeleck bezeichnen kann. An diesen Stellen besteht Handlungsbedarf in Form einer Sanierung.
Wo treten Wärmebrücken auf?
Jedes Gebäude ist anders konstituiert. Um eine genaue Aussage über vorhandene Wärmebrücken treffen zu können, ist eine Thermografie-Aufnahme nötig. Grundsätzlich treten undichte Stellen jedoch verstärkt an folgenden Bauteilen auf:
- Fensterlaibungen: Oft finden sich kleine Stellen ungedämmten Mauerwerks zwischen der Außendämmung und den Fensterrahmen, welche Wärme entweichen lassen. Fensterlaibung und -rahmen werden als Resultat kalt und ziehen dann Feuchtigkeit an.
- Türlaibungen: Ähnlich wie bei ungedämmten Bereichen um die Fenster, kommt es auch nahe der Tür zu Lücken in der Dämmung, die für Kältebrücken sorgen.
- Ringanker: Als Ringanker bezeichnet man den Einbau am oberen Ende der Wände, der als Auflage für den Dachstuhl dient. Weist die Dämmung an diesen Stellen Schwachpunkte auf, kann dort ein stetiger Wärmestrom entweichen.
- Raumecken: In den Ecken ist die Außenfläche konstruktionsbedingt größer als die Innenfläche, weshalb sie mehr Wärme nach außen hin abgibt als sich innen ansammelt. Häufig sind sie also kälter als andere Bereiche und damit Schwachpunkte eines Gebäudes.
- Heizkörpernischen: Heizkörper werden gerne „außer Sichtweite“ in kleinen Nischen unter den Fenstern angebracht. Das sieht optisch gut aus, jedoch schwächen die Nischen auch die Außenwand, wodurch Wärmebrücken entstehen.
- Rollladenkasten: Auch der in die Wand eingefasste Sonnenschutz in Form eines Rollladenkastens kann die Wärmedämmung schwächen oder für Undichtigkeit sorgen.
- Regenfallrohre in Außenwänden: Durch die Anbringung von Fallrohren an den Außenwänden kann es zu Schwachstellen an der Bausubstanz kommen. Zusätzlich sorgt die Wärmeleitfähigkeit des Fallrohrs in Kombination mit dem tendenziell eher kalten Regenwasser für eine Abkühlung der angrenzenden Wandbereiche.
- Auskragende Balkonplatten: Balkone lassen typische, konstruktionsbedingte Wärmebrücken entstehen.Wird die Geschossdecke als Balkonboden genutzt, so muss sie mit einer Stahlplatte durchstoßen werden, die oft auch die Dämmschicht beschädigt. Die Wärmeleitfähigkeit des Stahls trägt obendrein dazu bei, dass vermehrt Wärme aus dem Innenraum nach außen strömt.
Wärmebrücken mit dem BlowerDoor-Test aufdecken
Der sogenannte Blower-Door-Test kann vor Übergabe des schlüsselfertigen Hauses, aber auch bei bestehenden Häusern durchgeführt werden, um die Luftdichte des Gebäudes zu messen. In der Bauphase wird er mehrmals durchgeführt, um undichte Stellen und Wärmebrücken zu beheben oder bereits durchgeführte Korrekturen überprüfen zu können.
Der Test funktioniert wie folgt: Ein Ventilator bringt den Luftdruck innerhalb des Gebäudes über oder unter das Level der Außenluft. Anschließend verrät eine Messung, wie dicht das Gebäude tatsächlich ist. Der Blower-Door-Test lässt sich ganz gut mit einer Tüte vergleichen, in welche man Luft hineinpustet. Ist die Tüte dicht, bleibt die Luft drin und die Tüte gefüllt. Weist sie ein Leck auf, muss jedoch ständig Luft nachgepustet werden. Wie viel das ist, ermitteln die Fachleute beim tatsächlichen Test über Messgeräte.
Maßnahmen gegen Wärmebrücken
Was kann man gegen Wärmebrücken tun? Grundsätzlich sollte man sie von vornherein vermeiden und schon bei der Hausplanung auf ein zuverlässiges und intaktes Wärmedämmverbundsystem achten. Eine gründliche Planung durch die entsprechenden Fachleute sowie die qualitativ hochwertige Ausführung Ihres Bauvorhabens sollte dies gewährleisten. Gerade ältere Immobilien weisen allerdings häufig Wärmebrücken auf, welche sich, wenn überhaupt, nur im Zuge einer Sanierung beseitigen lassen.
Aufmerksame Planung
Eine fachkundige Werk- und Detailplanung sowie die Einbindung eines Energieberaters bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen, reduzieren das Wärmebrückenrisiko. Erfahrene Bauleiter erkennen fachlich nicht richtig ausgeführte Anschlusspunkte noch bevor ein Schaden entsteht.
In der Regel wird während der Hausplanung der Energiebedarf des Gebäudes berechnet. Dieser ist vor allem dann relevant, wenn ein Haus nach aktuellen KfW Energiestandards gebaut werden soll – beispielsweise als Effizienzhaus 40 oder Effizienzhaus 40 Plus. Wärmebrücken werden dabei in der Regel pauschal einkalkuliert und werden nur so berücksichtigt, dass sie den Jahres-Heizwärmebedarf möglichst gering bis gar nicht beeinflussen. Anspruchsvolle energetische Ziele sind damit jedoch kaum umsetzbar.
Individuelle Wärmebrückenberechnung
Wer es ganz genau wissen will, verzichtet auf diese Pauschalzuschläge und setzt stattdessen auf einen Einzelnachweis. Hier kommt die individuelle Wärmebrückenberechnung ins Spiel. Dabei wird der Wärmestrom, welcher über die Wärmebrücken eines Gebäudes verloren geht mithilfe eines Wärmebrückenatlas individuell berechnet. Dieses Verfahren scheint zunächst kostspielig, langfristig zahlt es sich aber aus. Denn so lassen sich Wärmebrücken von vornherein vermeiden und Bauherren sparen sich erhebliche Heizkosten. Im Infoblatt zur KfW-Wärmebrückenbewertung finden Sie alle Details zu Ihren Möglichkeiten.
Nachträglich Wärmebrücken beseitigen: Sanierung der Gebäudehülle nur mit Fachpersonal
Bestehen Wärmebrücken in einem Altbau, sollten sie aus energetischen, vor allem aber auch aus gesundheitlichen Gründen beseitigt werden. Dank einer Sanierung der Dämmschicht lassen sich Schwachstellen in der Gebäudehülle meist ausgleichen. Welche Maßnahmen dafür geeignet sind, ist vom Zustand Ihrer Immobilie sowie der Art der Wärmebrücke abhängig.
Legen Sie bei der Wärmebrücken-Sanierung nie selbst Hand an, sondern ziehen Sie dafür einen Energieberater hinzu und holen Sie sich eine fachkundige Meinung ein. Doch Achtung: Nicht alle Wärmebrücken lassen sich ausgleichen. Eine Balkonplatte aus Stahlbeton beispielsweise wird aufgrund ihrer Materialität für kalte Stellen sorgen, solange sie vorhanden ist.
Zum Weiterlesen
Eine gute Außendämmung sorgt nicht nur für angenehmes Klima im Haus, sondern spart auch noch bares Geld. Alle Vorteile sowie mögliche Dämmarten haben wir in unserem Blogbeitrag „Energiesparen dank Außendämmung: Diese Möglichkeiten und Dämmstoffe gibt es“ für Sie zusammengefasst.